Stärken von CUXD

Collaborative UX Design ist ein auf Workshops basierendes Vorgehensmodell für das Konzipieren und Validieren einer überzeugenden User Experience.

Viele der Vorgehensmodelle im Bereich UX-Design sind in die Jahre gekommen und stammen noch aus einer Zeit vor dass man agile Vorgehensweisen kannte. Die erste Auflage von Alan Coopers "About Face" zum Goal Directed Design stammt aus dem Jahr 1995. Es gibt in der Zwischenzeit gar eine vierte Auflage, aber das Vorgehensmodell selbst wurde nicht revidiert.

In der Zwischenzeit wurden aber viele neue Ideen und Prinzipien entwickelt wie "Lean Startup" von Eric Ries, "Lean UX" von Jeff Gothelf und Josh Seiden oder "Design Sprints" von Jake Knapp und John Zeratsky. Eine eigentliche Integration dieser Ansätze fehlt. Wir schlagen ein neues Vorgehensmodell vor, welches diese unterschiedlichen Ansätze integriert und nennen es Collaborative UX Design.

Es integriert die verschiedenen neue Ideen und zeigt Alternativen auf, wo wir nach unserer Einschätzung die klassischen Vorgehensweisen als unzureichend empfinden. Nachfolgend möchten wir aufzeigen, auf welche Bereiche das zutrifft.

Kollaborative Arbeitsweise

Mit der zunehmender Komplexität von Service Design oder UX Design Projekten ist es notwendig, das gesamte Know-how eines Teams in den Entwurfsprozess einzubeziehen. Damit können Probleme, die sonst erst bei der Markteinführung entdeckt werden, bereits frühzeitig offengelegt werden.

Die kollaborative Arbeitsweise stärkt die Identifikation mit einem Produktkonzept und erhöht die Chance, ein Vorhaben erfolgreich umzusetzen, da alle Teammitglieder Verantwortung für den Erfolg eines Produkts oder Services tragen.

Collaborative UX Design ist ein Vorgehensmodell, das im Gegensatz zu anderen Ansätzen im Bereich der menschenzentrierten Gestaltung konkrete Hilfsmittel für eine interdisziplinäre Gestaltung von Services und Produkten bietet. Dazu gehören:

  • Eine sinnvolle Abfolge von Tätigkeiten, die sowohl in gemeinsamen Workshops als auch in Einzelarbeiten durchgeführt werden können.
  • Konkrete Anleitungen zur erfolgreichen Durchführung der Workshops, um das volle Potenzial der Zusammenarbeit auszuschöpfen.
  • Hilfreiche Artefakte wie Maps und Canvas, die sich für die gemeinsame Erarbeitung und Visualisierung in Workshops eignen.
  • Die Offenlegung und gezielte Ansprache von Annahmen, die auf unterschiedlichen Wissensständen der Teammitglieder beruhen, um ein gemeinsames Verständnis und eine effektive Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Bestehendes Wissen nutzen

Teams verfügen in der Regel schon über großes Wissen über die Nutzer, ihren Kontext und ihre Aufgaben. Dieses Wissen ist unter Umständen über Jahre gewachsen. Allerdings haben sich fast immer auch Annahmen eingeschlichen. Im Gegensatz zu einer rein explorativen Vorgehensweise wird im Vorgehen des Collaborative UX Design das vorhandene Wissen aktiv genutzt.

Annahmen werden aufgedeckt und damit einer gezielten Überprüfung zugänglich. Das Team entscheidet je nach Kritikalität der Annahmen, wie viel es mit welchen Methoden in die Überprüfung investieren will. Dieses Vorgehen wird den Anforderungen der Praxis viel eher gerecht.

Collaborative UX Design stellt dazu konkret folgende Hilfsmittel zur Verfügung:

  • Wichtige Modelle wie Problem Statements, Personas und Journeys werden zunächst als Proto-Artefakte erstellt, die im Verlauf der Research Phase validiert werden.
  • Insight Statements machen die Differenz von Annahmen und evidenzbasierten Erkenntnissen sichtbar.
  • Auch in der Validierungsplanung werden Annahmen, die hinter dem entwickelten Lösungsvorschlag stehen, identifiziert und damit einer Überprüfung zugänglich gemacht.
  • Annahmen werden mit Hilfe von Annahmen Maps priorisiert.

Den Lösungsraum erkunden

Eine eigentliche Ideation ist nicht Bestandteil von vielen menschenzentrierten Vorgehensmodellen. Diese Vorgehensmodelle gehen davon aus, dass sich die Lösungen deduktiv aus den erkannten Problemen ableiten lassen. Für einige Probleme mag das zutreffen. Doch haben wir die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder User Needs gibt, für deren Erfüllung eine Lösung nicht auf der Hand liegt und bei denen es auch ganz unterschiedliche Lösungsansätze gibt.

Deshalb beinhaltet Collaborative UX Design explizit einen Ideation Workshop, bei dem unterschiedliche Chancen mit Hilfe von Ideation Methoden adressiert werden. Dazu gehören:

  • Definition von How-Might-We-Fragen als Ausgangspunkt für fokussierte und effiziente Ideation-Workshops.
  • Moderne Ideation-Methoden wie Design Studios und 6-3-5.
  • Methoden zur Priorisierung von Ideen, wie Priorisierungsmatrix oder Plädoyer.

Integration in agiles Vorgehen

Seit es agile Entwicklungsmethoden gibt, war die Integration von User Experience Design Vorgehen eine Herausforderungen. Unvergessen ist eine fachliche Diskussion zwischen den beiden prominentesten Vertreter ihres Fachs Alan Cooper und Kent Beck, in der große Uneinigkeit zum Ausdruck kam.  Inzwischen wurden Lösungsansätze wie Dual Track oder sogar Triple Track Agile entwickelt.

Zur Diskussion zwischen Cooper und Beck siehe auch: https://neilonsoftware.com/2020/01/24/agile-history-kent-beck-vs-alan-cooper/

Jeff Patton hat zudem mit der Einführung eines zweidimensionalen Backlogs in seinem Buch User Story Mapping entscheidend zur Integration von Szenarien und User Stories beigetragen und agiles Vorgehen und User Experience Design auch im Bereich des Requirements Engineerings integriert.

Collaborative UX Design integriert diese Konzepte:

  • In Collaborative UX Design wird Big Design Upfront vermieden, indem lediglich ein Konzept entwickelt und überprüft wird. Das detaillierte Design wird in den Sprints der Umsetzung durchgeführt.
  • Die User Story Map ist integraler Bestandteil des Vorgehens und spielt sowohl bei dem Sammeln der Anforderungen als auch bei der Definition der Roadmap eine zentrale Rolle.

Validierung und nicht nur Evaluation

In seinem Buch “Lean Startup” hatte Eric Ries die Bedeutung der systematischen Validierung von Lösungsideen betont. Es geht nicht nur darum, zu überprüfen, ob ein Lösungskonzept verständlich und bedienbar ist, sondern auch darum zu validieren, ob es das ursprünglich identifizierte Problem wirklich löst. Es soll herausgefunden werden, ob die vermeintliche Lösung gewünscht wird.

In Collaborative Design werden deshalb gezielt Lösungshypothesen formuliert und überprüft. Das Vorgehensmodell beinhaltet deshalb optional auch Experimente wie Fake Door und Concierge, die auf MVPs beruhen.

  • In der Validierungsplanung werden Annahmen im Lösungskonzept identifiziert.
  • Es wird überlegt, welche Prototypen oder MVPs für die Überprüfung der Annahmen notwendig sind. Entsprechende Validierungsmethoden werden ausgewählt.

Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Collaborative UX Design eine moderne und ganzheitliche Herangehensweise an das UX-Design bietet. Durch die Einbindung verschiedener Disziplinen und das aktive Nutzen von vorhandenem Wissen ermöglicht es eine effektive Zusammenarbeit und fördert die Identifikation mit den entwickelten Produkten oder Services.

Das Vorgehensmodell bietet konkrete Werkzeuge und Methoden für die interdisziplinäre Gestaltung. Diese reichen von der Erstellung von Proto-Artefakten über die Überprüfung von Annahmen, Ideation und Gestaltung von Lösungskonzepten bis hin zur Validierung von Lösungskonzepten mit Hilfe von Prototypen.

Zudem lässt sich Collaborative UX Design gut in agile Entwicklungsmethoden integrieren. Dadurch wird der iterative Charakter des Designs unterstützt und eine kontinuierliche Validierung der Lösungsideen ermöglicht.

Durch diese ganzheitliche Herangehensweise kann Collaborative UX Design dazu beitragen, nutzerzentrierte und erfolgreiche Produkte und Services zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Benutzer gerecht werden.