Verstehen / Synthese /

Proto-Journey

Eine Proto-Journey beschreibt einen hypothetischen Ablauf zur Erreichung von Zielen einer oder mehrerer Proto-Persona(s). Eine Proto-Journey betrachtet die aktuelle Situation und modelliert explizit nicht die zukünftige Lösung. Eine Proto-Journey umfasst vermutete Probleme und erkannte Chancen. Auch diese stellen zunächst Annahmen dar, die im weiteren Projektverlauf validiert werden sollten. Während in Proto-Personas die angenommenen Herausforderungen und Erwartungen aus Sicht unterschiedlicher Nutzergruppen beschrieben werden, helfen Proto-Journeys, Handlungen in ihren zeitlichen Abläufen zu ordnen.

Einordnung

Die durch Proto-Journeys geschaffene zusätzliche Prozessperspektive hilft dabei, unsere Annahmen zu vervollständigen und das Team auf die nachfolgende Research-Phase vorzubereiten. Der in Proto-Journeys postulierte Ablauf richtet die Aufmerksamkeit in der Nutzerforschung auf zu beobachtende Ereignisse, ihre Sequenz, Häufigkeit und Variation als auch weitere Anforderungen und bereitet damit eine gezielte Validierung vor.

In einem Scoping-Workshop helfen Proto-Journeys potentielle Probleme zu erkennen und bestehende Vermutungen zu vervollständigen. Proto-Journeys stellen damit eine Detaillierung der Spalte "Probleme im Proto-Problem Statement" dar. Mit einer Proto-Journey können erkannte Probleme einzelnen Journeys bzw. Journey-Schritten zugeordnet werden.

Die identifizierten Annahmen zu (möglichen) Probleme helfen später bei der Ausformulierung eines Frageleitfadens für die Nutzerforschung.

Abbildung: Beispiel von einer Proto-Journey

Erläuterungen

  • Eine Proto-Journey dokumentiert alle erwarteten Findings, die dem Team bedeutsam erscheinen.  Neben der Beschreibung der zu beobachteten Schritte werden auf Karten auch erwartete Barrieren, erkannte positive Aspekte oder offene Fragen notiert.
  • In vielen Fällen ist die Angabe von Journey-spezifischen oder sogar Journeyschritt-spezifischen Nutzerzielen und -bedürfnisse hilfreich. Nutzerziele beschreiben dabei einen gewünschten Zustand (Outcome).
  • Nutzerbedürfnisse (User Needs) geben Hinweise darauf, wie die Nutzerziele erreicht werden können.
  • Insight Statements stellen eine Art Filter auf alle Daten dar. Sie deuten auf neue Erkenntnisse hin, die die ursprüngliche Sicht auf eines Problems verändert haben. In ihnen werden insbesondere auch Unterschiede aus dem späteren Vergleich einer Journey mit einer ursprünglichen Proto-Journey dokumentiert. Insight-Statements erlauben damit auch die Dokumentation falsifizierter Annahmen. Sie sind ein hilfreicher Zwischenschritt bei der Ableitung von Schlussfolgerungen bzw. der Identifikation von Opportunity Areas.
  • Opportunity Areas identifizieren zentrale Bereiche möglicher Verbesserungen. Sie adressieren  verschiedene Probleme und können auch neuen technischen Möglichkeiten, Veränderungen des Marktumfeldes (Anbieter, Nachfrager, Mitbewerber) oder neuen Regulatorien resultieren.

Erarbeitung

Für die Erstellung der Map werden entweder direkt Nutzervertreter:innrn oder Mitarbeitende einbezogen, die in regelmässigem Kontakt mit Nutzenden sind (User Proxis) und entsprechendes Domänenwissen mitbringen (Produktmanagement, Product Owner, Domain Experts).

  • Die Gruppe einigt sich auf eine Persona und eine Journey.
  • Die Gruppe identifiziert die Anwendungsfälle für jede Journey.
  • Die Schritte jeder Journey werden ausformuliert.
  • Pro Schritt werden Annahmen zum Outcome beschrieben. Es sind mehrere Outcomes pro Schritt möglich.
  • Annahmen zu Problemen werden zusammengetragen.

Erfahren Sie mehr ...

Proto-Problem Statement

In einem Proto-Problem Statement definiert ein Team, welche Probleme zu überwinden sind, wer betroffen ist und welche Randbedingungen hierbei zu berücksichtigen sind.

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Proto-Persona

Eine Proto-Persona beschreibt einen hypothetischen, »archetypischen« User.

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Stakeholder-Map

Stakeholder sind Anspruchsgruppen, die von einer Lösung direkt oder indirekt betroffen sind.

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Annahmen-Map

In einer Annahmen-Map können identifizierte Annahmen auf deren Kritikalität priorisiert werden.

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