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Proto-Persona

Eine Proto-Persona beschreibt einen hypothetischen, »archetypischen« User. Sie steht exemplarisch für eine konkrete Person, die eine Benutzergruppe mit ähnlichen Anforderungen an den Funktionsumfang und das Interaktionsdesign eines Produkts repräsentiert. Eigenschaften einer solchen Proto-Persona haben zunächst den Charakter von Annahmen, die im weiteren Projektverlauf durch Nutzerforschung validiert werden sollten.

Einordnung

Je nach Projektphase erfüllen Personas unterschiedliche Zwecke. Sie werden zu Beginn eines Projekts eingesetzt, um Eigenschaften typischer User eines Systems zu repräsentieren und ihre Wünsche, Bedürfnisse und Frustrationspunkte festzuhalten. Beim Entwurf einer Lösung liefern Personas konkrete Zielvorstellungen für unsere Designaktivitäten und geben ihnen dadurch eine Richtung. Mehr zu Grundlagen von Personas finden sich in einem gesonderten Artikel.

Proto-Personas fassen Annahmen zu Nutzergruppen zusammen. Proto-Personas und die in ihnen enthaltenen Beschreibungen werden im Verlauf der Phase "Verstehen" validiert. In der Synthese treten schließlich validierte — d.h. empirisch verankerte — Personas an die Stelle von Proto-Personas.

Proto-Personas helfen dabei, aus Nutzersicht potentielle Probleme zu erkennen. Proto-Personas ergänzen und verfeinern damit die Spalte "Nutzer" im Proto-Problem Statement.

Abbildung: Beispiel von einer Proto-Persona.

Erläuterungen

Nachfolgend zeigen wir eine beispielhaft eine Beschreibung einzelner Attribute einer Persona. Weiterführende Informationen finden Sie in einer Übersicht über weitere Merkmale.

  • Persönliche Attribute geben Hinweise auf Ressourcen und Einschränkungen eines Nutzerin oder eines Nutzers. Beispiele sind deren Ausbildung, Erfahrung in der Domäne, Erfahrung in der Durchführung von Aufgaben, Erfahrung mit relevanten Tools oder auch Sprachkenntnisse.
  • Aufgaben geben Hinweise darauf, welche Tätigkeiten Personas mit einem zu beschreibenden System durchführen (im obigen Beispiel mit Blick auf die Leistungserfassung). Bei einem Projektleiter können wir als Aufgaben beispielsweise "Kontrolle der Leistungen" sowie "Vorbereitung der Kundenrechnungen" nennen.
  • Nutzerziele beschreiben einen gewünschten Zustand (ein intendiertes Ergebnis, im Englischen wird auch von Outcome gesprochen). Beispiele für Nutzerziele in einem Reservierungssystem für Restaurants könnten sein: "Alle Gäste freuen sich auf den Abend", "Das Restaurant wird alle Gäste zufriedenstellen". Wie dieses Ziel erreicht wird, ist nicht Gegenstand der Beschreibung von Nutzerzielen.
  • Nutzerbedürfnisse (User Needs) geben Hinweise darauf, wie Nutzerziele erreicht werden können. Nutzerziele für das genannte Reservierungssystem für Restaurants könnten beispielsweise sein: "Das Restaurant soll attraktiv beschrieben werden". "Die Suchkriterien sollen alle Ausschlusskriterien der Gäste berücksichtigen". Wir sagen an dieser Stelle aber noch nicht, wie ein Restaurant attraktiv beschrieben werden soll. Lösungsansätze werden erst in einer späteren Phase adressiert. Nutzerbedürfnisse und Ziele können sich auch auf einzelne Journeys oder auf einzelne Schritte von Journeys beziehen. Personas und Journeys stehen daher in einem engen Bezug. Siehe dazu auch Grundlagen der Personas.

Erarbeitung

Für die Erstellung der Map werden Auftraggeberin, das Projektteam und ggf. weitere relevante Stakeholder eingeladen.

  • Die Gruppe sammelt gemeinsam verschiedene Kandidaten für Proto-Personas. Ähnliche Personas werden gruppiert.
  • Nun werden in Kleingruppen unterschiedliche Proto-Personas ausgearbeitet.
  • Die Proto-Personas werden vorgestellt, die Teilnehmenden geben Feedback.
  • Das Feedback fließt in eine Überarbeitung der Proto-Personas ein.

Erfahren Sie mehr ...

Proto-Problem Statement

In einem Proto-Problem Statement definiert ein Team, welche Probleme zu überwinden sind, wer betroffen ist und welche Randbedingungen hierbei zu berücksichtigen sind.

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Proto-Journey

Eine Proto-Journey beschreibt einen hypothetischen Ablauf zur Erreichung eines der Ziele einer Proto-Persona.

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Stakeholder-Map

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Annahmen-Map

Mit einer Annahmen-Map können identifizierte Annahmen auf deren Kritikalität priorisiert werden.

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