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Experteninterview

In Experteninterviews werden die spezifischen Vorgehensweisen, das Fachwissen und Informationen zu Erfahrungen von Nutzenden erkundet und dokumentiert. Die Expertinnen und Experten in solchen Interviews sind dabei die Nutzenden – wir möchten als Interviewende undokumentiertes Wissen erheben und mehr über die Perspektive der Fachkräfte erfahren.

Einsatz von Interviews

Interviews werden in der Nutzerforschung sehr häufig eingesetzt. Sie sind vergleichsweise einfach durchzuführen und verursachen in der Regel großen Aufwand. Doch sie bringen im Vergleich zu Contextual Inquiries verschiedene Nachteile mit sich. Befragte Personen können sich oft nicht an alle bedeutsamen Details erinnern, halten sie für wenig relevant oder möchten sie nicht mitteilen. Entscheidende Aspekte können so verborgen bleiben.

Auch bei Experteninterviews versuchen wir deshalb eine Durchführung am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Utensilien und andere arbeitsrelevante Elemente auf einem Schreibtisch dienen dabei oft als hinweisende Erinnerungsstützen (Cues), die helfen, die Vollständigkeit und Reichhaltigkeit eines Experteninterviews zu sichern. Interviewende könnten beispielsweise fragen, warum ein Taschenrechner am Arbeitsplatz liegt und so Hinweise auf möglicherweise noch nicht digital unterstützte oder vollständig automatisierbare Prozesse bekommen.

Wie auch Tagebücher können Experteninterviews den Einsatz einer Contextual Inquiry um wichtige Aspekte ergänzen. So ist es beispielsweise hilfreich, vor einer kontextuellen Beobachtung ausgewählte Stakeholder zu befragen, um ein grundlegendes Bild über die Arbeitsabläufe zu bekommen und beobachtete Handlungen einordnen zu können — oder früh festzustellen, dass es Diskrepanzen zwischen erwarteten und beobachteten Prozessen gibt.

Experteninterviews setzen eine sorgfältige Planung voraus: Einem Interview geht die Erstellung eines Interviewleitfadens voraus. Entsprechende Expert:innen, die befragt werden, müssen verfügbar sein und sich Zeit nehmen können.

Ablauf eines Interviews

  1. Die Teilnehmenden stellen sich vor. Ein Interviewer oder eine Interviewerin erklärt, was das Ziel des Interviews und die anvisierte Dauer ist. Auch wird transparent gemacht, was mit den Daten des Interviews geschieht. Typischerweise wird eine gegenseitige Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet. Werden Audio- oder Videoaufnahme des Interviews gemacht, wird hierzu ebenfalls das Einverständnis eingeholt.
  2. Zu Beginn werden in der Regel einige Fragen zur interviewten Person selbst gestellt. Damit können die späteren Aussagen der Person besser eingeordnet werden. Zudem schaffen die einfach zu beantworteten Fragen eine angenehme Atmosphäre.
  3. Der nächste Fragekomplex besteht oft aus offenen, generelle Fragen. Die Personen werden beispielsweise gebeten, einen typische Arbeitstag und dabei vorkommende Arbeitsabläufe zu beschreiben.
  4. Anschließend werden spezifischere Fragen gestellt, die dem Frageleitfaden folgen und konkrete Aspekte Aspekte. Sie bilden gemeinsam mit den allgemeinen Ablaufbeschreibungen den eigentlichen Kern des Interviews.
  5. Abschließend folgen Fragen zu der Beurteilung der Abläufe. Gegebenenfalls wird nach weiteren offenen Punkten gefragt, so dass der interviewte Person Gelegenheit gegeben wird, weitere wichtige Aspekte zu ergänzen.

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Forschungsplan

In einem Forschungsplan werden die geeigneten Forschungsfragen, Erhebungsmethoden und Stichproben festgelegt.

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Leitfaden

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