In Experteninterviews werden die spezifischen Vorgehensweisen, das Fachwissen und Informationen zu Erfahrungen von Nutzenden erkundet und dokumentiert. Die Expertinnen und Experten in solchen Interviews sind dabei die Nutzenden – wir möchten als Interviewende undokumentiertes Wissen erheben und mehr über die Perspektive der Fachkräfte erfahren.
Interviews werden in der Nutzerforschung sehr häufig eingesetzt. Sie sind vergleichsweise einfach durchzuführen und verursachen in der Regel großen Aufwand. Doch sie bringen im Vergleich zu Contextual Inquiries verschiedene Nachteile mit sich. Befragte Personen können sich oft nicht an alle bedeutsamen Details erinnern, halten sie für wenig relevant oder möchten sie nicht mitteilen. Entscheidende Aspekte können so verborgen bleiben.
Auch bei Experteninterviews versuchen wir deshalb eine Durchführung am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Utensilien und andere arbeitsrelevante Elemente auf einem Schreibtisch dienen dabei oft als hinweisende Erinnerungsstützen (Cues), die helfen, die Vollständigkeit und Reichhaltigkeit eines Experteninterviews zu sichern. Interviewende könnten beispielsweise fragen, warum ein Taschenrechner am Arbeitsplatz liegt und so Hinweise auf möglicherweise noch nicht digital unterstützte oder vollständig automatisierbare Prozesse bekommen.
Wie auch Tagebücher können Experteninterviews den Einsatz einer Contextual Inquiry um wichtige Aspekte ergänzen. So ist es beispielsweise hilfreich, vor einer kontextuellen Beobachtung ausgewählte Stakeholder zu befragen, um ein grundlegendes Bild über die Arbeitsabläufe zu bekommen und beobachtete Handlungen einordnen zu können — oder früh festzustellen, dass es Diskrepanzen zwischen erwarteten und beobachteten Prozessen gibt.
Experteninterviews setzen eine sorgfältige Planung voraus: Einem Interview geht die Erstellung eines Interviewleitfadens voraus. Entsprechende Expert:innen, die befragt werden, müssen verfügbar sein und sich Zeit nehmen können.