Verstehen / Research /

Forschungsplanung

Ein Forschungsplan klärt: Welche grundlegende Forschungsfragen sollen beantwortet werden (Forschungsfrage)? Welche Daten sind hierzu notwendig und wie können diese Daten erhoben werden (Erhebungsmethode)? Wer wird untersucht (Stichprobe)? Worauf legen wir jeweils den inhaltlichen Fokus (Frageleitfaden)?

Einordnung

Im bisherigen Verlauf des Vorgehensmodells wurden mit Hilfe der Artefakte Proto-Problem Statement, Porto-Personas, Proto-Journeys und Annahmen-Map (oft zahlreiche) Annahmen zur Problemstellung gesammelt. Ziel ist nun die Planung von deren Validierung. Offene Fragen sollen möglichst belastbar und gleichzeitig wirtschaftlich beantwortet werden.

Mit der Erarbeitung eines Forschungsplans  werden wir genau diesem Ziel gerecht: Wir wollen Forschungsfragen identifizieren und Methoden finden, um diese möglichst effizient zu beantworten. Dabei lassen wir uns von den bisherigen Annahmen leiten, begegnen aber der Forschungsthematik trotzdem mit größtmöglicher Offenheit (qualitative und quantitative Forschungsverfahren).

Abbildung: Beispiel von zwei Proto-Personas.

Erläuterungen

  • Annahmen sind Ausgangspunkte für die Forschungsplanung: Ziel ist ihre Überprüfung. Dazu formulieren wir Forschungsfragen. Diese adressieren entweder eine einzelne Annahme oder eine  Reihe von Annahmen. Die Forschungsfrage: "Welche Probleme haben Nutzende der Leistungserfassung heute?" adressiert beispielsweise alle Annahmen, die konkrete Probleme nennen.
  • Wir formulieren Forschungsfragen um Annahmen zu überprüfen. Beispiele von Forschungsfragen wären: "Werden Leistungen heute korrekt erfasst?", "Welche Probleme haben Nutzende mit der heutigen Anwendung?". Forschungsfragen sind also nicht vergleichbar mit Interviewfragen. Sie haben eine deutlich höhere Flughöhe.
  • Für jede Forschungsfrage wird nun überlegt, mit welcher Erhebungsmethode sich die Frage am besten und effizientesten beantworten läßt. In der Nutzerforschung kommen typischerweise unterschiedliche Erhebungsmethoden wie Interviews, Contextual Inquiries, Tagebücher oder auch Fragebogen zum Einsatz.
  • Für jede Forschungsfrage wird eine Stichprobe (Sample) festgelegt. Das Vorgehen zur Bestimmung einer Stichprobe hängt davon ab, ob es sich um eine qualitative oder eine quantitative Untersuchung handelt. In der Nutzerforschung sind qualitative Methoden weite verbreitet. Bei qualitativen Untersuchungen sind Stichprobengrössen von 4 - 8 Nutzern für jede untersuchte Nutzergruppe typisch. Die genaue Größe einer Stichprobe kann auch abhängig vom Sättigungsgrad der Erkenntnisse sein. Stellt sich beispielsweise nach dem Interview einer fünften Person der Eindruck ein, nichts neues mehr gelernt zu haben, kann auf weitere Interviews dieser Nutzergruppen verzichtet werden. In "Collaborative UX Design" finden sich weitergehende Erläuterungen zur Bestimmung einer Stichprobe.

Erarbeitung

Die Forschungsplanung wird im Kernteam vorgenommen.

  • In einem ersten Schritt werden die bisher gesammelten Annahmen betrachtet.
  • Es wird nach möglichen Forschungsfragen gesucht, welche die Annahmen überprüfen. Dazu werden die Annahmen gruppiert und für jede Gruppe eine passende Forschungsfrage formuliert.
  • Es wird für die Forschungsfragen jeweils passende Forschungsmethoden ausgewählt.
  • Stichproben werden definiert.
  • Nach Vorgabe der Stichprobe werden Teilnehmende zur Durchführung einer Studie rekrutiert.
  • Ein Frageleitfaden wird formuliert.

Erfahren Sie mehr ...

Leitfaden

Ein Leitfaden ist ein wichtiges Hilfsmittel für die Durchführung von halbstrukturierten Interviews oder Beobachtungen.

Zum Artikel …

Contextual Inquiry

Contextual Inquiry ist die Königin der Erhebungsmethoden. Sie ist eine  Beobachtungsform, die auf einer Art Meister-Schüler-Modell basiert.

Zum Artikel …

Interview

In Experteninterviews werden spezifische Vorgehensweisen, Fachwissen und Erfahrungen einer Person erkundet und dokumentiert.

Zum Artikel …

Tagebuch

In Tagebüchern beschreiben Nutzerinnen und Nutzer ihre Erfahrungen unmittelbar nach der Ausführung bestimmter Tätigkeiten.

Zum Artikel …