Collaborative UX fußt auf acht Workshops und damit verbundenen vorbereitenden wie nachbearbeitenden Tätigkeiten. Die ersten drei Workshops Scoping, Research und Synthese beschäftigen sich mit dem Verstehen des eigentlichen Problems. Nachfolgende Workshops konzentrieren sich auf die Lösungsfindung.
Verstehen
Scoping-Workshop
In einem Scoping-Workshop werden die mit einem Auftrag verbundenen Ziele und Randbedingungen konkretisiert und es wird definiert, welche quantitativen Metriken zur Messung des Erfolgs der bevorstehenden Projektarbeit geeignet sind. Gemeinsam mit dem Projektteam und der Auftraggeberin werden die hinter einem Vorhaben liegenden Annahmen aufgedeckt und kritische Annahmen identifiziert. Im Zentrum von Workshops stehen steht eine ganze Reihe von Artefakten, auf die wir im Laufe des Buches immer wieder verweisen. Im Scoping Scoping-Workshop sind die Problem Statement Map, Proto-Personas, eine Proto-Journey und eine Annahmen-Map Beispiele solcher Artefakte.
Research-Workshop
Die im Scoping-Workshop erarbeiteten Annahmen bilden die Ausgangslage für die folgenden Workshops des kollaborativen Vorgehensmodells. Auf der Basis von in den Artefakten anschaulich visualisierten Ergebnissen können in einem Forschungsplan Methoden der Nutzerforschung zur gezielten empirischen Erkundung des tatsächlichen Nutzungszusammenhangs festgelegt werden. Anschliessend Anschließend führt ein Team die geplanten Erhebungen unter Rückgriff auf Research-Methoden durch: hierzu Hierzu gehören typischerweise Interviews, Beobachtungen oder Tagebücher.
Synthese-Workshop
In einem Synthese-Workshop werten die Mitglieder eines Teamsmitglieder die Ergebnisse von durchgeführten Forschungsaktivitäten aus. Dazu werden beispielsweise Beschreibungen bestehender Arbeitsabläufe erstellt und Produktchancen zu deren Optimierung identifiziert. Analysen in einem Synthese-Workshop erlauben eine Überprüfung von Annahmen zu Nutzenden und unterstützen die Formulierung empirisch fundierter Personas als archetypisch modellierte Nutzervertreter. An diesem Punkt ist eine Reflektion des zuvor definierten Projektauftrags wichtig: Ist der Projektauftrag mit dem neuen Wissensstand noch vereinbar oder müssen Korrekturen vorgenommen werden? Oft erweist sich eine enge Einbindung des Managements auch in einem Synthese-Workshop als hilfreich.
Erkunden
Ideation-Workshop
In einem Ideation-Workshop sucht ein Team nach Lösungsideen für identifizierte Produktchancen. Im Workshop kommen unterschiedliche Kreativmethoden zur wechselseitigen Inspiration der Teammitglieder zur Anwendung: Ziel des Workshops ist die Generierung einer möglichst große Ideenvielfalt an möglichen Lösungskandidaten. Als Ergebnis eines Ideation-Workshops entsteht ein priorisierter Ideenkatalog zur Produktgestaltung.
Konzept-Workshop
In einem Konzept-Workshop wird ein zuvor erarbeiteter Ideenkatalog zu einem kohärenten Lösungskonzept geformt. Teammitglieder entwickeln eine Vision möglicher Nutzungsszenarien und leiten auf dieser Grundlage ein Bild über zukünftige Funktionalitäten einer Lösung her. Im Konzept-Workshop entsteht eine erste, zunächst noch abstrakte Sicht auf das User Interface des zukünftigen Produkts. Dieses abstrakte Konzept wird sukzessive konkretisiert, bis schließlich ein Konzeptvorschlag für ein Produkt vorliegt. Als Ergebnis dieses Workshops entsteht eine User Journey, die Interaktionen durch eine Reihe visualisierter Screens bei der Erreichung von Arbeitszielen veranschaulicht.
Prototyping-Workshop
Hinter einer User Journey verbergen sich erneut Annahmen: Annahmen zu Nutzerbedürfnissen und Annahmen zur Eignung bestimmter Lösungsansätze. Die Identifikation dieser Annahmen bildet den Gegenstand von Prototyping-Workshops. Es wird ein Validierungsplan abgeleitet, der beschreibt, welche Art eines Prototyps zur Validierung des Konzeptes notwendig ist. Anschließend beginnt die Arbeit an der gemeinsamen Ausarbeitung eines Prototyps. Ziel ist hierbei nicht die Spezifikation einer Lösung, sondern vornehmlich die Vorbereitung einer Konzeptüberprüfung.
Validierungs-Workshop
Ziel dieses Workshops ist die Validierung entwickelter Prototypen . Nutzende können bei der Verwendung eines Prototyps beobachtet werden und deren Rückmeldungen in die Fortentwicklung erarbeiteter Konzepte einfließen. In Validierungs-Workshops wird Bezug auf ursprünglich definierten Annahmen genommen und evaluiert, ob das entwickelte Konzept auf einem hinreichend belastbaren Fundament steht. Wird diese Frage positiv beantwortet, so kann das Konzept in einem ersten kleinen Release umgesetzt und ´Marktfeedback anschließend ausgewertet werden. Im negativen Fall erfolgt eine weitere Iteration zur Überarbeitung des Konzepts.
Roadmap-Workshop
Bewährt sich ein Konzept, so erfolgt im letzten Workshop von Collaborative UX Design die Erstellung einer Produkt-Roadmap. Ziel der Planungen ist es, eine erste Version eines überzeugenden Releases, ein Minimum Viable Product, festzulegen. Hierzu werden die relevanten Funktionalitäten eines Produkts im Team priorisiert. Verschiedene Faktoren wie der erwartete Nutzen für User[CP2] und Kunden, der Beitrag für die Erreichung von Businesszielen oder die Kosten einer Umsetzung müssen berücksichtigt werden. Die Roadmap wird so gewählt, dass sie eine Formulierung überprüfbarer Hypothesen zulässt. Diese werden in Form konkreter Metriken in einem Metrikenb-Board festgelegt und es wird definiert, wie die jeweiligen Metriken nach der Produktauslieferung erhoben werden können.
Anpassen der Workshops
Wir verstehen und nutzen das Vorgehensmodell nicht als starren Prozess. So kann es in umfangreichen Projekten angezeigt sein, die vorgeschlagenen Workshops weiter zu unterteilen. So könnte beispielsweise im Fall des Scoping Scoping-Workshops für die Erarbeitung des Problem Statements, der Proto-Personas, der Proto-Journey und der Annahmen-Map jeweils ein eigener Workshop eingeplant werden. Andererseits können ganze Workshops oder auch einzelne Schritte zur Erstellung von Artefakten weggelassen werden. Ein Ideation Ideation-Workshop wird nur sinnvoll sein, wenn die Herausforderungen hinreichend anspruchsvoll zur Anwendung von Kreativtechniken sind — in der Praxis ist dies sehr häufig der Fall.